Schwarze Kuhle in Waltrop-Oberwiese
Sagen und Märchen haben selbstverständlich Entstehungsgeschichten, die wir meistens nicht mehr nachvollziehen können. Vermutlich steht zu Anfang in vielen Fällen eine wirkliche Begebenheit, die durch Generationen weitererzählt wird und dabei langsam ihrer Wirkungsgeschichte entkleidet und dafür in einen wunderbaren Verlauf gezwängt wird. Bei der sehr früh schriftlich bezeugten Begebenheit Schwarze Kuhle in Oberwiese finden wir einen exakten Bericht und seine Änderung ins Wunderbare und damit ins Sagenhafte.
Sagen sind Geschichten, deren Ursprünge wir in grauer Vorzeit vermuten. Es werden wunderbare Ereignisse dargestellt, aber keine Jahreszahl erfährt man. Eine genaue Ortsbezeichnung wird meist auch nicht genannt. Anders die Sage von der Schwarzen Kuhle in Waltrop Oberwiese. Daten des Geschehens und Orte, handelnde Personen werden uns genannt.
Bitteschön, hier mein Bericht zu diesem Artikel. Vor einigen Tagen stellte man mir Fragen bezüglich der „Schwarzen Kuhle“ in Waltrop-Oberwiese. Dort gab es wohl vor Zeiten eine Burg oder ein befestigtes Landgut, auf jeden Fall einen Rittersitz. Alle Gebäude seien allerdings vollständig versunken in unbekannte Tiefen. So tief, dass nicht die geringsten Spuren auffindbar sind. Erklärung: Ein Knecht verwünschte zu Beginn des 15. Jahrhunderts das Anwesen seines Herren : "Ich wollt, dass Haus und Hof in den Boden versinke". Wütend sprach er, weil er seiner Meinung nach dort sehr ungerecht behandelt worden war. Das geschah vor über 700 Jahren.
Der Hinweis bezüglich der gewesenen Burg und deren Verschwinden beschäftigte mich sehr, zumal der Erdboden an der bezeichneten Stelle heftig vibriert, wenn man dort im Wäldchen fest auftritt oder hüpft und springt, erzählte man mir. Den Ort des tragischen Geschehens findet man in der Nähe der Bushaltestelle "Zur schwarzen Kuhle". Tragisch darf man die Geschichte schon nennen. Sie wird in Form einer Sage erzählt. Diese wurde schon recht kurz nach ihrem Entstehen im August 1480 vom Chronisten Dietrich Westhoff als Bericht niedergeschrieben, und zwar in der Chronik von Dortmund und Soest.
Durch den Bau des Stichkanals nach Dortmund und
die Errichtung der Schachtschleuse sowie der zwei
Hebewerke sind dort einige Sackgassen entstanden.
Die Schwarze Kuhle in Oberwiese
lag nord-östlich dieser Bushaltestelle.
Die Burg »Schwarze Kuhle« lag an der Straße von Meckinghoven nach Waltrop in der alten Bauerschaft Oberwiese (früher Döttelbeck). Hier stand in alten Zeiten zu Beginn des 2. Jahrtausends ein großes Gutshaus. Es war der Witwen- oder Alterssitz eines Adeligen Hauses, womöglich die Filiale der Henrichenburg oder von Löringhof. Pallas (Wohnburg des Burg-Herren) und Wirtschaftsgebäude waren mit einer Gräfte umgeben. Vom Norden her, von der Höhe bei Löringhof, kamen und kommen immer noch einige Bäche. Damals speisten sie die Gräfte. Wasserreich ist der Platz auch heute noch. Die vorhandene Bäche-Landschaft beweist das.
Sage-Gehalt: Der Burgmann, Verwalter des Witwensitzes, war recht eigenwillig und herrschsüchtig. So mussten Knechte und Mägde am Sonntag, den 10. August 1400, im Hof und auf den Feldern arbeiten. Der Verwalter befahl allen Leuten des Gutes aufs Feld zu gehen und das überreife, abgemähte Getreide in die Scheunen zu bringen. Die Sonne hatte an vorangegangenen Tagen geschienen und eine Reihe von kalten Tagen mit starkem Regen waren vorausgegangen. Die Strohgarben waren endlich trocken. Sage-Gehalt
Getreideernte: Schneiden mit der Sichel
(Sichte) und das Binden der Garben,
Bild von Simon Bening ca. 1550;
Sage-Gehalt: Die Dienstleute des Gutes weigerten sich. Sie wollten die Heilige Messe des Sonntags in der Laurentiuskapelle der Bauerschaft Levringhausen feiern. Nach der Messe sollte nämlich nahe der Kapelle in der Scheune des Hofes Frerich, das Laurentiusfest am 10. August 1400 stattfinden. Darauf freuten sich schon alle seit Wochen. Sage-Gehalt
Die Entfernungen von Oberwiese zur Pfarrkirche St. Peter in Waltrop und der Weg von Oberwiese nach Levringhausen waren fast gleich lang, nämlich jeweils ca. 5 km. Den sonntäglichen Besuch der Messe in St. Peter hätten die Leute zur Erfüllung ihrer Sonntagspflicht sowieso nicht vermeiden können.
Die Fußwege von der schwarzen Kuhle
zur Pfarrkirche St.Peter in Waltrop und von der schwarzen Kuhle
zur St. Laurentius-Kapelle sind ziemlich gleich lang.
St.Laurentius in Levringhausen, Schultenstr.12 ,
gehörte im Jahr 1343 den Benediktinern in „Essen-Werden“.
Hildegard von Mengede schenkte im Jahr 1070
der Abtei ein Landgut dort und die Kapelle.
1963 gehört sie zur Gemeinde St. Ludgerus Waltrop
und dann, 2008, gelangte sie in den Besitz der
Gemeinde St. Peter Waltrop. Jährliches Patronatsfest ist am 10. August.
Gelände und Gebäude "Hof Frerich"
lagen am heutigen Ort Waltrop,
Schultenstraße Nr.10.,
Sage-Gehalt: Doch der Verwalter trieb seine Arbeiter hinaus aufs Feld. Er hatte beim Pfarrer der Pfarrkirche St. Peter für den 10. August 1400 Dispens von der Sonntagspflicht erbeten und erhalten. Sage-Gehalt
Im Sommer 1400 hatte es bereits viele Regentage gegeben. Wir dürfen nicht vergessen, dass inzwischen die kleine Eiszeit des Mittelalters angebrochen war. Für die Landwirtschaft recht ungünstig. Am 10. August hätte schon alles Korn die Scheunen füllen müssen. Man bekam es aber nicht trocken, wegen des ständigen Regens. Dazu muss man bedenken, dass wir von Jahren vor der Kalenderreform 1582 sprechen. Davon ist noch zu berichten. Schon jetzt sei gesagt, dass der 10.08.1400 ungefähr unserem 20.August entsprach. Erklärung folgt weiter unten. Roggen und Gerste müssen um den halben Juli geerntet werden, Weizen ungefähr 10 bis 15 Tage später. Das Korn war überreif. Man bedenke: Der 10. August entsprach damals ungefähr dem 20. August unserer Zeitrechnung im Jahreskreis, den die Erde um die Sonne jährlich durchläuft. . Es war ja vor der Kalenderberichtigung von 1582. Damals wurden 11 Tage aus dem Kalender gestrichen.
Sage-Gehalt: Unwillig folgten sie dem Befehl. Ihrem Herrn wünschten sie Gottes gerechte Strafe für die Sonntagschändung. Einer der Knechte verwünschte Haus und Hof. Beides möge versinken. Zur Mittagszeit, als die Leute das Korn auf dem Feld ernteten, entstand ein furchtbares Unwetter.
Der Baumeister des Gutes mit seinen Knechten brachte einiges Korn in die Scheune. Als er zur Mittagszeit ein Fuder eingebracht hatte und die Pferde ausspannen wollte, sah eine Magd, die draußen arbeitete, dass das Haus zu sinken begann. Mit lauter Stimme rief sie: »Lopet balde, boumester, dat hus versinkt!» (``Lauft schnell Baumeister, das Haus versinkt!»)
Alsbald ist das Haus mit dem eingefahrenen Korn in den Grund gesunken. Am Abend war Haus und Hof vom Erdboden verschwunden. Ein großes Wasser zeigte die Stelle, wo es gestanden. Des Nachts geht an dieser Stelle ein schwarzes Ungeheuer mit glühenden Augen umher, wo noch heutigen Tages (1480) eine Wasserkuhle ist. Nach der Meinung des Volkes ist die Tiefe des Wassers gar nicht zu messen. Sage-Gehalt
Diese Sage wurde in der Chronik von Dortmund und Soest im August 1480 vom Chronisten Dietrich Westhoff vermerkt und veröffentlicht . Westhoff hat damals den folgendem Kommentar dazu geschrieben: "Keiner möge dieses Ereignis für erlogen halten, denn ähnliches ist um der Sünden willen auch in anderen Gegenden geschehen, wie man in den Historien findet".
Wasser in großer Menge fließt dort auch heute noch
in die Niederung vom höheren Niveau Löhringhof.
Ein idealer Ort für eine Flachlandburg, die sich
mit einer Gräfte schützte.
Zwei Karten zusammengelegt
zu einer Historischen Karte;
ca. 1890
blau: Kanal, Schleuse und Hebewerke;
senkrechter Dreierstrich: 2 Kartenränder;
In dem Tälchen bei den Bäumen sammelt sich
das Wasser und bildete vor ca. 700 Jahren
die Gräfte der Witwenburg.
Über den Acker gelangte man zur Stelle der ehemaligen Burg,
die im Büschchen nicht mehr vorhanden war, als der
Dortmunder Chronist Dietrich Westhof sie in
der Chronik von Dortmund und Soest 1480 beschrieb.
Recklinghauser Str. 252;
Sackgasse, deren Häuser die alten Adressen haben.
Vor dem Bau der Hebewerke
gehörte dieses Straßenstück zur
Recklinghäuser Landstraße.
Gaststätte und Grill "Zur schwarzen Kuhle" einige Meter
weiter, Richtung Waltrop.
Was sich heute an der Schwarzen Kuhle
befindet und welche Deutungen möglich sind.
Nordöstlich der Straße Zur Schwarzen Kuhle in Waltrop lag ein Sumpfloch. Ein direkter Zugang zur Kuhle befand sich gegenüber dem Haus Recklinghauser Str. 252. Jenseits der Straße gelangt man zur ehemaligen Burg "Schwarze Kuhle", die zur Zeit der Westhofschen Chronik im Jahr 1480 in der Senke nicht mehr vorhanden war.
Sie war also nicht mehr sichtbar, als der Dortmunder Chronist Dietrich Westhof sie in der Chronik von Dortmund und Soest im Jahr 1480 beschrieb. Das Buch gehörte übrigens zu den ersten Druckwerken, die nach der Erfindung beweglicher Lettern (Buchstaben) durch Gutenberg entstanden (erstes gedrucktes Buch in Mainz im Jahr 1451). Heute findet man dort beim früheren Sumpfloch einige Bauernhäuser und eine Gärtnerei. Damals , im Jahr 1480, war die Burg wohl schon lange verlassen. Die Gräfte war bereits zugeschüttet und die Reste der Burggebäude hatte man abgetragen und anderwärts für die Errichtung von Häusern und Scheunen verwandt. Das war damals übliche Praxis. Baumaterial war wertvoll, auch wenn es von zerstörten und nicht mehr bewohnten Häusern stammte. Es wurde von vormaligen Besitzern verkauft.
Allmählich entstand nach 1400 die Sage von der Schwarzen Kuhle. An der Stelle versank man im Morast, die Stelle war nicht nutzbar. Haus und Scheunen waren sehr lange vor dem Zeitpunkt des Geschehens zu tief angelegt worden und bei Starkregen wurden die unteren Geschosse überspült. 200 Jahre vorher war die Konstruktion wohl richtig gewesen, doch nun in der kleinen Eiszeit mit ihren ganz anders gearteten Regenzeiten war das Haus dem Untergang geweiht. Man denke z. B. an die Ereignisse im Ahrtal im Jahr 2022. Hier musste Ähnliches geschehen sein. Ein tragisches aber ganz gut erklärbares Geschehen. Zur Sage wurde die Geschichte als das Sinken in nicht messbare Tiefen der Erzählung beigefügt worden war.
Um Brisanz und Folgerichtigkeit der Handlungen zu verstehen,
müssen wir uns noch einmal den Text der Sage ansehen.
Die Sage von der schwarzen Kuhle in Oberwiese, überlieferter Wortlaut.
An der Straße von Meckinghoven nach Waltrop liegt in der alten Bauerschaft Oberwiese, die sogenannte »Schwarze Kuhle«. Hier stand in alten Zeiten ein großes Gutshaus. Die Besitzer führten kein christliches Leben. So mussten ihre Knechte und Mägde an Sonn- und Feiertagen im Hof und auf den Feldern arbeiten.
Es war Anfang August, das Korn war überreif. Da verlangte am Sonntag der Gutsverwalter von seinen Leuten, sie müssten aufs Feld gehen und das Getreide ernten. Die Leute weigerten sich. Sie wollten die Sonntagsmesse an diesem Tag nicht in ihrer Pfarrkirche St. Peter feiern, sondern in der Laurentiuskapelle der Bauerschaft Levringhausen. Dort sollte nämlich anschließend in der Scheune des Hofes Frerich, nahe der Kapelle, das Laurentiusfest am gleichen Tag gefeiert werden. Doch ihr Herr trieb sie hinaus aufs Feld zur Arbeit. Unwillig folgten sie dem Befehl. Ihrem Herrn wünschten sie die gerechte Strafe Gottes für die Sonntagsschändung, das Haus möge in die Tiefe der Erde versinken. Zur Mittagszeit, als die Leute das Korn auf dem Feld ernteten, entstand ein furchtbares Unwetter. Als die Leute am Abend nach Hause zurückkehrten, war Haus und Hof vom Erdboden verschwunden und in die Tiefe gesunken. Ein großes Wasser zeigte die Stelle, wo es gestanden. Was war geschehen? Der Baumeister des Gutes musste mit seinen Knechten am Laurentiustag das Korn einfahren. Als er ein letztes Fuder eingebracht hatte und die Pferde ausspannen wollte, sah eine Magd, die draußen arbeitete, dass das Haus zu sinken begann. Mit lauter Stimme rief sie: »Lopet balde, boumester, dat hus versinkt!» (``Lauft schnell Baumeister, das Haus versinkt!») Alsbald ist auch das Haus mit dem eingefahrenen Korn in den Grund gesunken, wo noch heutigen Tages eine Wasserkuhle ist. Nach der Meinung des Volkes ist die Tiefe des Wassers gar nicht zu messen. Des Nachts geht an dieser Stelle ein schwarzes Ungeheuer mit glühenden Augen umher.
Diese Sage wurde in der Chronik von Dortmund und Soest im August 1480 vom Chronisten Dietrich Westhof aufgezeichnet. Er gab dazu einen Kommentar zum Besten: "Keiner möge dieses Ereignis für erlogen halten, denn ähnliches ist um der Sünden willen auch in anderen Gegenden geschehen, wie man in den Historien findet.«Ende des Textes
Wir dürfen getrost überzeugt sein, dass der Arbeitseinsatz nötig war um die Ernte zu retten.
Zum Einen: Die kleine Eiszeit war angebrochen mit langen Regenperioden und sehr kalten Tagen. Es war nötig, sich mit der Ernte zu befassen, weil einige Tage guten Erntewetters die Trocknung des Getreides auf den Feldern voran trieb.
Zweitens: Bürgerlicher Kalender und Sonnenkalender stimmten nicht mehr überein. Alle Tage des Bürgerlichen Kalenders hinkten um ca. 10 Tage dem Sonnenstand nach. Frühlingsanfang, Tag und Nacht sind gleich lang, ist am 21. März. Damals, im Jahr 1400, zeigte der Bürgerkalender jedoch schon den 31. März an.
Drittens: Das Versinken der Gebäude? Stellen wir uns ein Unwetter mit enormen Regenfall und und Wassermassen um 100 Liter pro qm vor. Dann verzweifelt man, weil zumindest die Erdgeschosse der Häuser scheinbar in den steigenden Wassern versinken. Wenigstens dort, wo Häuser in Niederungen erbaut worden sind.
Kalenderfehler und Erntezeit
Dann gab es das in den Jahren um 1400 angewachsene Zeitproblem. In Wirklichkeit war inzwischen nach wissenschaftlich fundierter Zeitrechnung, wie wir sie inzwischen kennen, bereits im Jahr 1400 der bürgerliche 10. August ein Tag um den 20. August des Sonnenjahres. Ein Sonnenjahr (Erdumlauf um die Sonne) ist nach 365 Tagen zuzüglich 0,24219 eines Tages beendet. Man wusste auch, dass ein Jahreskalender mit dem Ende eines Tages enden muss. . Man erfand als Lösung des Problems den 29. Februar durch Aufrunden um 0,00781 eines Tage auf 0,25 Tage ( = 6 Stunden ) und nannte den Kalender Julianischer Kalender. Dieser hat alle 4 Jahre einen ganzen Tag zusätzlich als Container für die fehlenden 4x6 Stunden des Jahresblocks, zu dem das 4. Jahr mit dem Schalttag gehört. Diese Jahr hat enen 29. Februar. Er entsteht immer neu durch die Addition der letzten 6 Stunden vorangehender 4 Jahre (0,25 Tage oder 6 Stunden x 4 = 24 Stunden oder ein Tag). Warum das entstehenden Probleme nicht ganz geheilt wurde, wollen wir später klären. Soviel sei schon jetzt gesagt: Das Problem entstand durch die Aufrundung des Sonnenjahres um 0,00781 Teile eines Tages zum bürgerlichen Jahr.
Nochmals: Roggen und Gerste müssen um den halben Juli geerntet werden, Weizen ungefähr 10 bis 15 Tage später. Das Korn war überreif. Man bedenke: Der 10. August entsprach damals ungefähr dem 20. August unserer Zeitrechnung. Es war ja vor der Kalenderreform im Jahr 1582. 1582 wurden 11 Tage aus dem Kalender gestrichen.
Julianischer Kalender, im Wesentlichen heute noch gültig
Julius Caesar führte 46 v. Christus den julianischen Kalender im römischen Reich ein. Dieser entspricht fast unserem heutigen Kalendersystem, denn es wird alle 4 Jahre ein Tag im Februar hinzugefügt (Schaltjahr). Durch diese 4-Jahres-Regel hatte Julius Cäsar das bürgerliche Kalenderjahr auf genau 365,25 Tage. festgelegt. 3 Jahre 365 Tage, danach ein viertes Jahr mit dem Schalttag 29. Februar. 4x0,25 Tage wurden dadurch ausgeglichen.
In Wirklichkeit braucht die Erde jedoch nur 365,24219 Tage, um die Sonne einmal zu umrunden. Unser konstruiertes, bürgerliches, julianisches Kalenderjahr ist somit länger als das Sonnenjahr. In Tagen:
- Bürgerlicher Kalender 365,25000
Sonnenkalender - 365,24219 - Differenz = 0,00781
Das bürgerliche Jahr ist also 0,00781 eines Tages länger als das wirkliche Sonnenjahr, nämlich in Minuten 11,2464 Minuten (Rechnung: 24 Stunden x 60 Minuten x Differenz 0,00781=11,2464 Minuten).
Man kann die Differenz auch wie folgt berechnen: Bürgerliches Jahr (365,25 Tage) minus Sonnenjahr (365,24219) = 0,00781 Tage. Das hatten wir bereits.
Um diese Aussage zu prüfen, wollen wir die Menge der Fehlerzeiteinheiten berechnen:
Trivial zum Erinnern: Ein Tag hat 24 Std., die Std. zu 60 Minuten, die Minute zu 60 Sekunden, also 24x60x60= 86400 Sekunden.
Der Fehler je Jahr errechnet sich 0,00781 Differenz x 86400 Sekunden = 674,784 Sekunden / 60 Minuten = 11,2464 Minuten.
In 1400 Jahren (seit Beginn unserer Zeitrechnung) 11,2464 x1400=15744,96 Minuten oder 262,416 Std. oder 10,934 Tage.
Keine Angst! Dieser Fehler besteht nicht mehr. Papst Gregor hat ihn im Jahr 1582 durch zusätzliche Kalender-Regeln ausgemerzt und gleichzeitig 11 Tage aus dem damaligen bürgerlichen Kalender gestrichen, nämlich die Tage vom 4. bis zum 15. Oktober. Im Kalender des Jahres 1582 folgte also auf Donnerstag, den 4. Oktober, Freitag, der 15. Oktober.
Das Datum 10.08.1400 war falsch. Die Jahres-Erdbahn um die Sonne war 11 Tage länger, als es der damalige bürgerliche Julianische Kalender vorgaukelte. Für alles was in der Natur geschah, war es schon der 20. August. Korn, was um Anfang des Monats längst hätte in der Scheune sein müssen, wurde erst 20 Tage später geschnitten, wurde also überreif geerntet. Die 11 Tage Kalender-Diskrepanz wären hinnehmbar gewesen, jedoch nicht zusätzlich die alles verlängernde Schlechtwetter-Periode der kleinen Eiszeit. Es musste eingefahren werden auf Deubel komm heraus, um noch einiges zu retten. Es ging nicht anders, um nicht alles zu verlieren. Die Leute taten nicht recht mit ihren Verwünschungen. Vielleicht konnten sie ja noch spät abends ihr Fest feiern. Vorläufig bleibt beim geschätzten Leser die Frage nach dem Jahresende. Ja es stimmt, was er denkt, Weihnachten würde sich ohne Gregorianische Korrekturen allmählich ins Frühjahr des nächsten Sonnenjahres verschoben haben. Gregor richtete noch folgende Vorschriften ein: 1700, 1800, 1900, 2100, 2200, 2300 und 2500 haben keine Schalttage, also nur 28 Tage.
Papst Gregor XIII,
* 7. Januar 1502 in Bologna; † 10. April 1585 in Rom