Steinrapen und Beckerapen

Erbteilung der Diller Mark
Höfe und Haushalte 1660


Anton Bracht und die Dillenburg

​Ulrich Müter 2023

Ältere  Berichte von  Urnengräbern auf der Lusenheide, von einer Dynastemburg am Hilgenbach, vom Femegericht im Gebiet der oberen Weidenstraße sind uns bekannt, auch vom Richtplatz Horneburger Hexenprozesse an der oberen Knappenstraße. Mancher dieser Berichte spricht auch von Kleinerkenschwich. (-ck) Dagegen findet Großerkenschwich (-ck) kaum Erwähnung.  Letztlich  bleibt die Frage: Gab es einmal  Bauerschaften mit diesen  beiden Namen? Beim Stöbern in alten Urkunden ergab sich ein eindeutiges Bild der früheren Einteilungen des Gebietes, dass wir betrachten. Oer-Erkenschwick entstand 1926 im Zuge der Preußischen Gemeindereform und wurde 1953 Stadt., die bis 1964/65  zum Amtsverband Datteln gehörte. Eine oft gestellte Frage nach der Herkunft und Lage der Gebiete Großerkenschwick und Kleinerkenschwick bedarf einer besonderen Betrachtung.

Das Vestische Lagerbuch von 1660 ist hilfreich. Es entstand nach dem  Dreißigjährigen Krieg als Abgabenliste der Kurfürstlichen Finanzverwaltung, also für den Landesherrn. Aus dem 14. Jahrhundert gab es eine Vorgängerliste. Die örtlichen Beamten in der Horneburger Kellnerei (Kurfürstliche Verwaltung) befragten zwischen 1657 und 1659 die Einwohner des Vestes Recklinghausen und verglichen die Angaben mit älteren Unterlagen. 1660 kam es zum Abschluss der Arbeit. Das Buch war  geordnet nach Kirchspielen, Bauerschaften und Bauernhöfen oder Haushalten. Für Erkenschwick gibt es einen Sondereintrag: „Das Große Erkenschwick liefert ein Fuder Holz dem Richter. So tut das Kleine auch“. Das ist die einzige Stelle in der Literatur, welche diese beiden Bezeichnungen nennt. Ansonsten geht es immer um die Bauerschaft, nämlich um Erkenschwick.


Schatzung laut Lagerbuch von 1660, Gesamtsummen der Bauerschaften.

Das Lagerbuch war die Steuerliste für die Abgaben/Steuern der Landeskinder an den Landesherrn in Köln. Die Abgabe,  genannt Schatzung oder Contribution, war eine Art Grundsteuer. Steuerpächter übernahmen  das Kassieren. Der Steuerbetrag hing vom geschätzten Ertrag der Äcker ab, die der Steuerpflichtige bewirtschaftete. Mit einer modernen Steuer verglichen, entspricht die Schatzung unserer Grundsteuer. Allerdings besteht ein gewaltiger Unterschied: Unsere Grundsteuer wird einmal im Jahr erhoben, die Schatzung konnte der Fürst mehrmals jährlich verlangen (aufrufen).

Schatzung laut Lagerbuch von 1660, Gesamtsumme der einzelnen Bauerschaften.

Bauerschaft  Erkenschwick, Gesamtsumme 24 Reichsthaler der 19 Haushalte: Joist Wegerßman, Johan Tilman, Hinrich Welmann, Herman im Bruch alias Unlandt, Johan Holleken, Dietrich Winkelmanß, Jois Schmüllingh, Johan Laterman, Hinrich Rüpingh, Joist Godeken, Johan Hulßman, Fischers Erbe, Hinrich Ketteler, Johan Backhuß, Herman up de Becke, Johan Hupperdingh NB. Schulte Huppert  gehört ½ zu Rapen, Hinrich Steimberg, Joist Honeke,  Becker zu Erkenschwich.

Bauerschaft Rapen, Gesamtsumme 22 Reichsthaler für 16 Haushalte: Burstedde, Hockenbrinck, Dahlhauß, Muß, Plumpe, Schulte Hubbert (halb in Erkenschwick), Winckelmann, Sprenger, Diederich auf dem Springe, Philipß an dem Springe, Paßmann, Wischman, Hockenbring alias Lötte, Lindeman, Breiman.

Bauerschaft Alden Oir (Alt Oer), Gesamtsumme 27 Reichsthaler für  18 Haushalte: Schulte zu Oir, Diedrich Scheper, Johan Thieß, Johan Brinkman, Hinrich Ulenbroich, Hinrich Hillebrandt, Diedrich Cordts, Johan Mertten, Hinrich Schurman vulgo Schwacke, Cordt Kleine, Juist Kop, Johan Redeman, Hinrich Beckman, Hinrich Spormecker, Johan Rötgers, Jorgen Heine, Diedrich Beckmershoff, Johan Redeman.

Bauerschaft Sypen, Gesamtsumme 16 Reichsthaler für 13 Haushalte: Otto Berndt, Jorgen Weberß, Hinrich Welman, Werner Beckhoff, Jorgen Rüntzelinghoff, Diederich Huxel, Albert Lemloe, Johan Runte, Joregen Denninghauß, Hinrich Lenßman, Oßenkamp, Evert Brauckman, Willem Möller.

Dorff Oir, Gesamtsumme 5 Reichsthaler für ca 40 Haushalte: Alf Schluter nunmehr Hinrich Stübbe, Johan Brewer, Joist Schmatter, Alff Kleine alias Joh. Pastors, Hinrich Saumenich alias Zander Koster, Herman Tögeman alias Kubbert, Jan Scheper, Merhove, Johan Rüpingh, Steven Goßelich, Weßel Beckman auff Merttens, Stallman,  Wilhelm Hewrebusch, Dietrich Hottingh alias Thomaß oder Johan Kloit, Melchior Schomecker, Spicker Hinrich, Herman Backman, Schotteldreier ietzo Hinrich Kleine (Frohne), Hinrich Alfs alias Lücke Dierich, Joist Leinart, Hinrich Ebbinckhauß, Steven Schmelt, Dierich Ebbinckhauß, Bertold Koppelkamp, Dierich Droste, Zander auff dem Broich, Johan Koster, Melchior Schmatter, Johan Weyman, Johan Bresser, Stiene Chur, Dierich Bawrstedde alias Joist Herrenpot oder Ulenbroich, Johan Lindawer, Hinrich Koch alias Weßel Hunger, Stewen Churß, Gobbel so Chur ietzo underhat, Johan Piper, Dierich Gerdts alias Schumacher, Herman Togeman wegen Krußen stedde, Cordt Bresser.

Man beachte: In den Bauerschaften war der Schatzungs-Gesamtbetrag viel größer als im Dorf, obwohl es im Dorf eine größere Zahl  an Haushaltungen gab. Diese hatten aber in der Regel keinen Landbesitz. Es waren Lehrer, Priester, Handwerker und Händler.

Situation in Jahren um 1660: Silbergeld, Steuern und Eigenhörigkeit

1566 gab es eine Währungsreform!: Reichsnorm war nun der Reichsthaler, gleich 29 g Silber; 1566 bis 1650 sank der Wert, weil  Silbermünzen als Lohn der Landsknechte den Markt fluteten. Enorm viel Silber kam aus Südamerika. Der Wert jeder Silbermünze sank. Um die alte Wertigkeit der Münzen wieder zu festigen, mussten neue Münzen mit größerem Gewicht geprägt werden. 1650  gab es deshalb eine weitere  Währungsreform:  Neu war die Mark zu 231 Gramm  Silber.  Sie entsprach 3,33 Reichsthaler; 1 neuer Reichsthaler bestand aus 69,5 Gramm Silber, heute gleich 43,78 €; (Silber 07.03.2023 ca. 630 €/kg). Handelspreis eines Bullen in EUR und Rth. : damals und heute soll ein Beispiel sein, errechnet  über den Silberwert: Ein  Bulle, Durchschnittsgewicht 413 kg kostet 2.032 €. Das entspricht   46,41 Reichsthaler für einen durchschnittlichen Bullen. (0,112 Rth. oder 4,92 € je kg).

Eigenhörigkeit  

Bauern waren nicht frei. Alle Personen des bäuerliche Haushaltes lebten abhängig vom Eigentümer des Hofes. Diesem gehörten sie als Person in Eigenhörigkeit.  Die Eigenhörigen hatten einiges an Abgaben und Dienstleistungen jährlich zu erbringen, nämlich den Zehnt vom Ertrag der Felder, dazu verschiedene feste Geldbeträge und zusätzlich Hand- und Spanndienste. Und zwar  zu erbringen   an den Landesherrn (Fürst oder Bischof), an den Eigentümer des Hofes (Graf, Freiherr, Kloster), an den Lehrer und  an den Pfarrer. Das sind jedoch noch nicht alle Lasten. Die Eigenhörigen benötigten die Zustimmung des Hofeigentümers, wenn sie heiraten wollten, wenn sie einen Beruf erlernen wollten, wann immer sie ihren Personenstand verändern wollten. Und immer waren Gebühren fällig, nicht zu gering. Es konnte auch eine eigenhörige Person zwischen zwei Hofbesitzern getauscht werden, ja eine Person musste sogar Kriegsdienst leisten, wenn dem Hofbesitzer es gefiel. Er verkaufte den Eigenhörigen an einen Heerführer.

Ein trauriges Beispiel gibt uns das Schicksal von Dirk Schulte Westerode.

Er war Eigenhöriger und Bauer auf Uphoven in der Nähe der Steverquelle. Der Deutsche Orden war damals Besitzer des Hofes und Herr der Hofesleute. Dirk Schulte Westerode war kein erfolgreicher Bauer. Er bekam den gut geführten, prächtigen  Hof 1729 nach dem Tod seines Vaters. Nach  27 Jahren  sah es dort auf Westerode im Jahr 1756 traurig aus. Der Deutsche Orden fürchtete den Niedergang seines Hofes. Gebäude und Felder verkamen zusehends. Unfriede herrschte zwischen den Hofesleuten. Am Samstag, den 8. Januar 1756, musste Dirk Schulte Westerode  um 11 Uhr im Alter von 45 Jahren auf der Schreibstube der Komturei des Deutschen Ordens erscheinen, und zwar in Begleitung seines Sohnes Wilhelm Schulte Westerode, weil etwas zu besprechen sei. Statt etwas mit ihm zu bereden, übergab man den eigenhörigen Bauer Dirk Schulte Westerode an eine Abordnung des Regimentes Wenge. Kaufpreis war 70 Thaler. Vier Soldaten und ein Offizier führten den alten Bauern ab. Er war nun Soldat. Der junge Wilhelm Schulte Westerode, sein Sohn,  wurde als Bauer eingesetzt.  Vom verkauften Vater hat man nie wieder etwas gehört. Er marschierte 1756 mit dem Tross des Wenge nach Schlesien in den siebenjährigen Krieg.

 

Die Höhe der Schatzung / Contribution (Steuer an den Landesherren) inRth. hing von der Größe des Landbesitzes eines Hofes ab. Hier nennen wir die Werte  der  einzelner   Höfe in den Bauerschaften unserer Stadt Oer-Erkenschwick und deren Eigentümer.

Bauerschaft  Erkenschwick: Heinrich Rüping gibt 2,5 Rth, ist Flaßumbß;  Joist Godeken gibt 3 Rth, ist ein  Burger guth; Johan Huppertingh alias Huppert gibt 6 Rth. Ist Flaßumbß; Becker gibt 1,5 Rth ist Thumbcapituls; Backhus ist Flaßumbs, gibt 3 Rth;  Hinrich Steimberg ist Guitackers, gibt 1 Rth;

Bauerschaft Alden Oer: Schulte zu Oer ist Thumbcapituls, gibt 2 Rth; Hinrich Ulenbroich ist Thumbcapituls, gibt 3 Rth; Diedrich Cordts ist Thumcapituls, gibt 1,5 Rth; Johan Rötgers ist Thumcapituls, gibt 0,5 Rth; Johan Redeman ist Thumbcapituls, gibt 3,5 Rth;  

Bauerschaft Rapen: Herman Breiman ist Flaßumbß, gibt 3,5 Rth; Hockenbring alias Lötte ist Pfachtsguth von Guitacker, gibt 2,5 Rth; Paßman ist Guitackers, gibt 2,5 Rth; Johan Wischman ist Flaßumbs, gibt 4,5 Rth; Johan Plumpe gehört nach Mahlenburgh, gibt 3,25 Rth; Hockenbrinck ist Guitackers, gibt 1 Rth; Albert Burstedde ist Guitackers, gibt 1 Rth; .

(Thumbcapitul = Domkapitel zu Köln, Flaßumb=Kloster Flaesheim, Guitacker=Gutacker)

Alle waren sie unfreie Eigenhörige (Status wie Leibeigene in anderen Teilen Deutschlands).

Beispiele:

Johan Huppertingh alias Huppert gibt 6 Rth. Ist Flaßumbß; Huppert (zuletzt Schulte-Hubbert) hatte den größten Hof und zahlte die höchte Steuersumme aller Bauerschaften. Er und seine Familienmitglieder waren aber unfrei und gehörten dem Kloster Flaesheim

Johan Wischman ist Flaßumbs, gibt 4,5 Rth; Wischman (heute Wiesmann) hatte den zweitgrößten Hof und zahlte die zweithöchte Steuersumme aller Bauerschaften.Er und seine Familienmitglieder waren aber unfrei und gehörten dem Kloster Flaesheim.  

Herman Breiman ist Flaßumbß, gibt 3,5 Rth; Johan Redeman ist Thumbcapituls, gibt 3,5 Rth;  Breiman und Redeman hatten die drittgrößten Höfe und zahlten die dritthöchten Steuersummen aller Bauerschaften. Sie und ihre Familienmitglieder waren aber unfrei und gehörten dem Kloster Flaesheim und dem Domkapitel.

Johan Plumpe gehört nach Mahlenburgh, gibt 3,25 Rth; Plumpe  (heute Notarp) hatte den viertgrößten Hof und zahlte die vierthöchte Steuersumme aller Bauerschaften. er und seine Familienmitglieder waren aber unfrei und gehörten der Kommende Mahlenburgh.  

Krieg, Krieg, Krieg, fürchterlich!

Zwischen 1580 und 1763 war unser Vest   ständig Durchzugsland und   Winterquartier  der Heerhaufen aller möglichen Parteien: Holländer, Schweizer, Preußen, Franzosen, Kaiserliche, Schweden , Russen kamen und gingen. Eine Gruppe löste die andere ab. Nur wenige Jahre ohne Einquartierungen sind in der Rückschau zu verzeichnen. Alle erzwangen Kontribution,   das heißt Geld, Nahrung und Quartier.

Grenzen der heutigen Stadtteile:

Schemabild der  Ortsteilgrenzen

Flächen der heutigen Stadt Oer-Erkenschwick

Kleinerkenschwick 2,48 qkm, Teile von Sinsen, Siepen, Speckhorn 4,86 qkm, Alt Oer 3,22 qkm,
Dorf  Oer 1,70 qkm, Großerkenschwick 3,22 qkm, Rapen ohne Diller Mark 5,78 qkm 



Grenzen der Stadtteile

Klein-Erkenschwicks Grenze zu Großerkenschwick beginnt  an der Buschstraße südlich des Stadions, folgt der Ewaldstraße, bis zur Straße Im Buschkamp, folgt der Rapener Grenze über die Zechenhalde, quert  westlich der DITIP Moschee die Kleinerkenschwicker Straße. und verläuft weiter in die  Diller Mark.

Die Erkenschwicks Grenze  zu Oer beginnt mit der Buschstraße. in ganzer Länge, folgt der Bach-, der  Moselstraßeund dem Vossacker, führt dann bis zur  Esseler Schule an der Esseler Straße.

Erkenschwicks Grenze zu Rapen ist die Straße  Im Buschkamp und diese nach Süden verlängert bis zur Straße Auf dem Heidacker in Horneburg.





Der Hof Schulte Hubbert

1927 - Eislaufen bei Schulte-Hubbert


Die Kinder, letzte Generation der Familie Schulte Hubbert,
 Idylle um 1925

Huberts Heck, Zankapfel im Mittelalter

Huberts Heck ragte in Rapen hinein. Es war im Wesentlichen der Teil des Hofes Schulte-Hubbert, der vor dem 15. Jahrhundert zum Kirchspiel St. Peter in Recklinghausen gelangte. Strittig waren schon vorher zwischen den Kirchen St. Amandus in Datteln und St. Peter in Recklinghausen die Abgaben des Hofes. Der größere Teil des Hofgrundes, 105 Morgen Acker, blieb bis heute in Rapen. 1828 lagen im Gebietszipfel Huberts Heck 36 Morgen des Hofes Schulte-Hubbert. Ein Dokument aus 1325 im Pfarrarchiv von St. Amandus lautet: "Povisoren der Kirche zu Datteln, Lubbertus de Histede und Hugo de Veninctorpe, haben vor dem Altar des hl. Amandus zu Datteln und in Gegenwart vieler glaubwürdiger Zeugen eidlich erklärt, daß Hof und Ackerland von Schulte Hubbert in Bekerapen mit allen  Gütern dem hl. Amandus angehöre und daß sich keiner irgend welches Recht darauf anmaßen könnte.“ Pfarrer Jansen schreibt 1881: "Die Tradition hat sich erhalten, daß Schulte-Hubbert früher zu Datteln gehört habe. Das Haus steht jetzt in der Bauerschaft Erkenschwick, jedoch liegen viele Ländereien des Hofes in Rapen, im Jahre 1828 noch 141 Morgen, davon 105 Morgen in dem Beckerapen, jetzt nach der Flurkarte Horneburger Feld genannt. Er gibt noch immer Meßgerste an Pastor und Küster von Datteln."





Schulte Hubbert, über 700 Jahre Hofes- und Familien-geschichte

1297 kauft das Kloster Flaesheim die Höfe Wiesmann (Wischmann)  und Schulte Hubbert  (Hubratinc) vom Ritter  Moliken  von Volmarstein. Die letzten Erben Schulte-Hubberts sind die fünf Kinder der Eheleute Theodor Schulte Hubbert, *02.01.1885 Erkenschwick, +23.02. 1920 Erkenschwick und Gertrud Schulte-Hubbert, geb. Schulte im Hofe, *09.07.1885 Henrichenburg, + 26.02.1953 Dortmund-Aplerbeck, Heirat am 07.02.1912. Die 5 Kinder blieben kinderlos. Es waren die Geschwister: Elisabeth *29.11.1912 in Erkenschwick, + 01.10.1968 in Kalkar; Theodor *15.12.1913 Erkenschwick,  + 06.04.1945 Bad Sassendorf; Maria *18.05.1915 Erkenschwick,  + 23.09.1985 Kalkar; Ernst *27.03.1920 Erkenschwick, + 19.02.1962 Oer-Erkenschwick; Joseph 27.03.1920 Erkenschwick, +13.08.1944 Bernay Frankreich.  Die Ländereien beider Höfe, Wiesmann und Schulte Hubbert wurden nach 1960 von der Stadt und der Firma Tiefbau Hoffmann erworben und sind heute Sitz quirliger Gewerbebetriebe. Der größte Betrieb ist die Fa. Westfleisch. Beide Höfe waren bis 1808 flaesheimer Eigentum und die darauf lebenden Familien  Eigenhörige des Klosters Flaesheim. Sie wurden damals im Zuge der Bauernbefreiung Pächter und später Käufer ihrer Höfe. Verkäufer war der Herzog von Arenberg.  Dieser erhielt den Besitz als Entschädigung für sein in der Eifel 1803 an Frankreich gefallenes Eigentum. Das Kloster Flaesheim wurde im Zuge der Säcularisierung aufgelöst.





Erbteilung der Diller Mark


Erbteilung der Diller Mark; Bronx zeichnete die Karte 1808; Erkenschwicker und Rapener Bauern waren 1808 berechtigte Erben der Diller Mark.

Die Rapener  Erben

3 Bauernquoten erhielt der Regierungsrat Bracht;  1 Quote bekamen jeweils Schulte-Hubbert, Passmann, Dahlhaus, Wiesmann,  Lindemann, Winkelmann, Breimann, Lötte und Plumpe; 0,5 Quote gingen an Buerstedde, Hockenbrink, Mues, Sprenger und Phillipsmann;  

Die Erkenschwicker Erben

1 Quote erhielten Wehlmann, Mersmann, Rüping, Hölken, Stimberg, Becker,  Hülsmann, Schulte Hubbert, Backhaus, Fischer, Henneke, Goedeken; 0,5 Quote bekamen jeweils  Ketteler und Beckmann;

1/3 Quote erhielten  jeweils Melchior, Hölscher, Luntermann, Braukmann, Schmülling, Tillmann und Wiesmann;


Bauernquote: 

ca. 2000 qm;  ein Acker wurde nicht in Quadratmetern gemessen sondern in Scheffel, einem  Hohlmaß. Ein  Recklinghauser Scheffel fasste 65 kg Korn. So viel Korn benötigte man, um ein Feld von 2000 qm Fläche zu besäen.


Die Bauerschaften von Oer-Erkenschwick

Das Kirchspiel Oer bestand  vor 1803 aus den Bauerschaften  Dorf  Oer, Altenoer, Siepen, Sinsen, Huppelswick (Sickingmühle), Herne,  Hamm-Bossendorf, Leven  und Flaesheim.

Es war also  größer als das heutige Oer und gehörte zu  St. Peter und Paul in Oer.

Die Bauerschaft Erkenschwick bestand aus Klein- und Großerkenschwick. Sie gehörte zum Kirchspiel St. Peter in Recklinghausen.

Die Bauerschaft Rapen setzte sich aus Steinrapen und Bekerapen zusammen und gehörte zum Kirchspiel St. Amandus in Datteln


Die besondere Bedeutung des kurfürstlichen Hofrates Anton Bracht, der  später unter Arenberger und Französischer  Regierung auch Steuereinnehmer und Regierungsrat gewesen ist, bei der Erbteilung der Dille.

 Anton Bracht (1773-1862) schuf das Landgut Dillenburg in der Einbaumsheide . 1801 wurde die Teilung der Diller Mark ins Auge gefasst. Bracht, als domkapitularischer Verwalter, war schon   damals in der Sache tätig. Hier seine Leistungsrechnung vom 18. Januar 1811: Sie beginnt mit dem Satz: "Für meinen Entwurf  über das Teilungsgeschäft rechne ich nichts!. Danach nennt er seine Auslagen für Kopien, Schreiben, Pferdeeinsätze, Messungen. Summa summarum  55 Reichstaler und 51 1/2 Stüber (1 Rthl.=60 St.)!  1811, nach Erstellung des Teilungsregisters, brachte  Teilungskommissar Rive die Teilung zu Ende. Am 4. April 1812 wurde das Teilungsprotokoll rechtswirksam. 1806  hatte Bracht große Teile  Gutackers erworben und dadurch Diller-Mark-Rechte, die ihn  neben Herzog von Arenberg  große Teile der Mark beanspruchen ließen. In einem Brief an die Teilungskommission vom 2. Juli 1809 zählte Bracht alle seine  Rechte auf. Die umstrittenen Steinbruchrechte auf dem Stimberg überließ er schließlich dem Herzog von Arenberg. Dafür bekam er 25 Scheffel Heideboden (5 Hektar).


Anton Bracht  (1773-1862) schuf das Landgut
Dillenburg in der Einbaumsheide


Dillenburg von Hofrath Bracht in  der Einbaumsheide im Jahr 1865. Damals  gehörte der ganze Gutshof bereits seit 2 Jahren dem Herzog von Arenberg. Er hatte den Besitz von Brachts Kindern gekauft. Anton Bracht war 1862 gestorben.

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